Skip to main content
Foto: pixabay.com

Therapiehunde willkommen

Buchholz Wahl Moori

Wolfgang Wahl lebt in der DRK Senioren- und Pflegeeinrichtung und freut sich über Mooris Besuch. (Foto: Elke Kaltenschnee)

Christian Hügel ist Fußballfan. Am Schrank in seinem Zimmer hängen viele Shirts des FC Bayern München und einige Fanschals. Das Shirt mit der Nummer 7 von Serge Gnabry und ein Jamal Musiala-Fanschal fallen besonders ins Auge. Ja, liebevoll dekoriert und gemütlich präsentiert sich sein Zimmer in der DRK Senioren- und Pflegeeinrichtung mit Blick auf die Seemenaue.

Gemeinsam mit seinem Vater schaut Christian Hügel an diesem Nachmittag eine Fernsehsendung. Während der Vater auf einem Stuhl Platz genommen hat und die Fernbedienung in der Hand hält, sitzt Christian Hügel bequem im Pflegesessel und unterhält sich angeregt mit seinem Besucher. Seit seiner Kindheit ist der 31-Jährige körperlich behindert. Das Leiden hat sich seither so verschlimmert, dass er in die Pflegeeinrichtung gezogen ist. Dort erhält er die Rundumversorgung, die er braucht – und seine Familie kann den jungen Mann mit dem hellwachen Verstand jederzeit besuchen. 

Doch nicht nur Zweibeiner finden sich in seinem Zimmer ein. Gerade eben spaziert eine vierbeinige, graumelierte Besucherin durch die Tür. Moori ist ein Pyrenäenschäferhund, siebeneinhalb Jahre alt, kurz geschorenes Fell, lebhaft, neugierig. Gemeinsam mit Frauchen Hildegard Buchholz ist die Hundedame alle zwei Wochen – mittwochs oder donnerstags – in der Pflegeeinrichtung zu Gast. Frauchen ist Theologin, Psychotherapeutin, Trauerrednerin sowie ehemalige Krankenschwester und hat mit Moori vor einiger Zeit die Therapie-Begleithund-Ausbildung abgeschlossen. Herrin und Hund sind seither in der tiergestützten Therapie tätig und besuchen seit gut einem Jahr Menschen, die in der Büdinger Einrichtung leben, Menschen, die bettlägerig sind oder immobil. 

Bei ihrer tiergestützten Therapie wird Hildegard Buchholz an diesem Nachmittag von Betreuungskraft Thomas Stark begleitet. Er hat eine Liste dabei, auf der die Namen von sechs oder sieben Menschen stehen, die nicht mehr an den Veranstaltungen und Betreuungsangeboten in den Gruppenräumen oder gar außerhalb der Einrichtung teilnehmen können. Auch Christian Hügels Name steht darauf und deshalb ist Moori bei ihm. Hildegard Buchholz breitet eine bunte, gehäkelte Decke auf Christian Hügels Schoß aus und lässt Moori hinaufspringen. Der junge Mann freut sich sichtlich. „Wollen Sie Moori ein Leckerli geben“, fragt die Therapeutin Christian Hügel – und natürlich möchte er. Sie legt dem jungen Mann vorsichtig ein Hundeleckerli in die Hand. „Pas bouger“, sagt sie gleichzeitig zu Moori: „Nicht bewegen!“ Erst als sie der Hundedame den entsprechenden Hinweis gibt, nimmt diese sich die Belohnung aus Christian Hügels Hand. Nachdem der junge Mann noch ein wenig das flaumweiche Fell gestreichelt und sich mit Hildegard Buchholz unterhalten hat, verabschiedet sich die Therapeutin. Es stehen schließlich noch weitere Namen auf ihrer Liste. „Der Einsatz von Therapiehunden kann viel Positives bewirken“, erläutert sie auf dem Weg ins nächste Zimmer. Dort begrüßt Gertrud Schröder den Hund mit strahlendem Gesicht und haucht verzückt „Engeli“. 

„Tiere ermöglichen Menschen, die nicht mehr rauskommen, soziale Interaktion – und dies auf angenehme Weise. Vor allem Menschen, die früher Tiere hatten, werden stimuliert und reagieren mit positiven Gefühlen.“ Thomas Stark ergänzt: „Wir haben hier im Haus zwei tiergestützte Angebote, die sich gut ergänzen. Menschen, die mobil sind, können am Treffen mit unserem DRK Therapiehundeteam im Gruppenraum teilnehmen.“ Dieses Team besteht aus Bernhard Paul und seine Australian Shepardhündin Flora. Die beiden haben Im Juni 2023 erfolgreich die entsprechende Ausbildung absolviert (siehe Kasten). Seither sind sie unter anderem in der DRK Senioreneinrichtung am Seemenbach, aber auch in der DRK Tagespflege im Bachmichel im ehrenamtlichen Einsatz. Während die Teilnehmenden im Stuhlkreis um Bernhard Paul und Flora herumsitzen, zeigt die hübsche Hündin alle zwei Wochen allerlei Kunststücke, lässt sich von den Anwesenden reihum geduldig streicheln oder Leckerli reichen. 

Für die Bewohnerinnen und Bewohner sind Moori und Flori eine willkommene Abwechslung. Bei ihrem aktuellen Besuch werden Hildegard Buchholz und Moori auch auf den Fluren angesprochen, wollen Seniorinnen und Senioren die Hundedame streicheln. Wie gut, dass die beiden Therapieteams regelmäßig im Haus sind, um Freude zu schenken, Bewegungs- und Sinnesanreize zu setzen und Gefühle zu wecken.

+++

Das Rote Kreuz bietet eine Ausbildung zum Therapiehundeteam an. Zunächst absolvieren Hund und Halter einen Eignungstest. Besteht der Hund den Eignungstest, übernimmt der Kreisverband Büdingen die Kosten für die weitere Ausbildung, die aus zwei Modulen besteht. Im Gegenzug verpflichtet sich der Hundehalter, ehrenamtlich für den Kreisverband tätig zu werden. Der Hund sollte mindestens zwei Jahre alt, aber nicht älter als sieben Jahre sein. Der Hundeführer muss zuverlässig sein und seinen Hund gut einschätzen können. Beim Eingangstest wird geprüft, wie der Hund beispielsweise in Stresssituationen reagiert. Insgesamt umfassen die beiden Module 40 Unterrichtseinheiten in Theorie und Praxis. Mensch und Hund sollen zum Abschluss der Ausbildung eine Einheit bilden und sich nonverbal verständigen können. Zusätzlich werden auch verschiedene Techniken aus den Bereichen der Kommunikation und Interaktion, der basalen Stimulation und der Lernpsychologie trainiert. 

Wer Interesse an der DRK Therapiehundeausbildung hat, kann sich bei Melanie Ganz vom DRK Kreisverband Büdingen melden. Sie erteilt unter 0 60 42 88 06 0 weitere Auskünfte.