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"Sie möchten dazugehören"

Ein positives Erlebnis ermöglichen, war das Ziel der Veranstalterinnen. (Foto: Kaltenschnee)

Carmen Hobohm, die die Migrationsberatung des DRK Kreisverbandes Büdingen leitet, hat uns von dem Kunst-Projekt und seinen Hintergründen berichtet. Das Projekt habe sich an geflüchtete Frauen gerichtet. Als Projektleiterin habe man Integrationssprachlotsin Suha Mousa gewinnen können. An zwei Nachmittagen im Januar hätten sich zehn Frauen im Alter von 22 und 30 Jahren aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen in den Räumen von Planet Zukunft getroffen, um zu malen. „Malt, was ihr wollt, was ihr euch wünscht, worauf ihr Lust habt oder was ihr toll findet, war kurz und knapp gesagt, das Motto“, berichtet Carmen Hobohm. Ziel sei gewesen, geflüchtete Frauen zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, sich kreativ auszudrücken. Es sei den Veranstalterinnen dabei wichtig gewesen, dass die Frauen nach vorne schauen und ein positives Erlebnis haben. 

Kreativer Ausdruck (Foto: Kaltenschnee)

Während des Projekts sprachen Carmen Hobohm und Suha Mousa mit den Teilnehmerinnen, die aus Afghanistan, Nigeria, Eritrea, Irak und Irak stammen, über das Grundgesetz und dessen Bedeutung. „Wir haben gefragt: Welche Vorteile hat es für euch, in einer Demokratie zu leben?“ Eine Frau aus Afghanistan habe geantwortet, dass es für sie in Deutschland viel besser sei als in ihrem Heimatland. Hier könne sie alleine auf die Straße gehen. „Afghanistan gehört zu den Ländern der Welt, in den Frauen am meisten verfolgt und umgebracht werden“, erklärt Carmen Hobohm dazu. Eine Christin aus dem Iran habe gesagt, sie könne in Deutschland ohne Kopftuch aus dem Haus gehen und ihren Glauben offen zeigen. Im Iran dagegen würden Christen verfolgt. Carmen Hobohm: „Viele der Frauen aus diesen Herkunftsländern erleben in Deutschland größere Freiheit und Autonomie. Sie gewinnen an Selbstbewusstsein und erlebten ein neues Selbstverständnis. „Außerdem ändert sich in Deutschland nicht selten die Position der Frauen innerhalb der eigenen Familie. Die Frauen lernen schneller die deutsche Sprache als ihre Männer, sie begreifen schneller, wie hier was funktioniert und können sich besser im System zurechtfinden“, schildert Carmen Hobohm. „Viele von ihnen wünschen sich, als Geflüchtete anerkannt zu werden, um anschließend eine Ausbildung absolvieren und einen Beruf ergreifen zu können.“ Die Mehrheit der geflüchteten Frauen wolle berufstätig sein, weil auch in Deutschland der Großteil der Frauen einen Beruf ausübe. „Sie möchten dazugehören“, unterstreicht Carmen Hobohm im Gespräch. „Eigener Beruf bedeute eigenes Geld und das wiederum Autonomie und Unabhängigkeit.“

Kunst ist eine universelle Sprache. (Foto: Kaltenschnee)

Die Migrationsberaterin freut sich, dass es mit dem Kunstprojekt gelungen ist, eine konfessionsübergreifende Annäherung zu schaffen. Die Frauen hätten ihre Kopftücher abgenommen, Musik vom Handy gespielt, getanzt, gemalt und gemeinsam gelacht. Zwei Wermutstropfen habe es allerdings doch gegeben. Der eine: Während des Projekts hätten die Frauen den Wunsch geäußert, sich regelmäßig zu treffen. „Alles, was sie wollen, ist ein Ort, den sie nutzen können. Um alles andere würden sie sich selbst kümmern. Leider ist es mir nicht gelungen, in Büdingen einen solchen Raum zu finden“, bedauert Carmen Hobohm.

Der zweite: Am 3. Oktober - am Tag der Deutschen Einheit also - hätten die Bilder der geflüchteten Frauen im Oberhof in Büdingen ausgestellt werden sollen. Doch wie so oft in diesem Jahr scheiterte auch dieses Event an steigenden Corona-Zahlen und damit verbundenen verschärften Hygieneregeln. „Wir mussten die Vernissage leider absagen“, sagt Carmen Hobohm. „Wir hoffen aber, dass wir sie nachholen können oder sie in anderer Form stattfinden kann.“