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Foto: pixabay.com

Frauen bei uns im Rettungsdienst

Für Celina Krick und Giulia Varisco ist der Rettungsdienst keine Männerdomäne. (Foto: Kaltenschnee)

Patienten aus dem obersten Stockwerk eines Mehrfamilienhauses oder über enge Treppen in einem der Altstadthäuser zum Rettungswagen zu tragen, ist für Giulia Varisco ebenso selbstverständlich wie für ihre Kollegin. „Ich habe mir genau diesen Job ausgesucht. Den mache ich wie die Kollegen und will nicht als Prinzessin behandelt werden“, sagt sie. Sie packt an, ganz gleich, ob ein schwerer Mensch oder ein Koffer plus Notfallrucksack zu tragen sei: „Wer das als Frau bei Notfalleinsätzen nicht leisten kann oder die Hilfe der männlichen Kollegen voraussetzt, ist hier falsch.“

Gelegentlich machen männliche Patienten gegenüber Giulia Varisco Bemerkungen, weil sie als Frau im Rettungsdienst tätig ist. „Ich bin lange genug dabei, um in einer solchen Situation adäquat zu reagieren – manchmal auch mit einer schlagfertigen Antwort“, sagt sie. Celina Krick ergänzt: „Nach meiner Erfahrung ist es oft eher Verwunderung, wenn jemand fragt: ‚Und SIE können mich jetzt hier runtertragen?‘.“ Sie habe in ihrer Ausbildungszeit jedenfalls keine negativen Erfahrungen mit Machosprüchen gemacht. 

Der Rettungsdienst sei keine Männerdomäne mehr, befindet die 23-Jährige und die Zahlen geben ihr Recht. „30 Prozent der Rettungskräfte bei uns sind Frauen. Alle vier Plätze für ein freiwilliges soziales Jahr sind von Frauen besetzt“, sagt Rettungsdienstleiter Jens Grusdt. Nach seiner Einschätzung wird dieser medizinische Bereich für Frauen immer attraktiver. 

Als Giulia Varisco ihre Ausbildung zur Rettungssanitäterin beim Roten Kreuz in Gelnhausen absolvierte, waren Frauen in diesem Berufsfeld noch seltener vertreten, für ihre Kollegin Celina Krick ist es normal, dass Frauen im Rettungsdienst arbeiten. Über reine Frauenteams auf dem Rettungswagen sagt sie: „Wenn ich bisher mit einer Kollegin im Team unterwegs war, hat alles gut geklappt. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich mit einer Kollegin oder einem Kollegen fahre.“ Von reinen Frauenteams im Rettungswagen hält Giulia Varisco dagegen nicht so viel: „Das ist für ein oder zwei Dienste okay, aber gemischte Teams finde ich besser. Bei Notfalleinsätzen etwa, bei denen stark alkoholisierte Männer involviert sind, habe ich lieber einen Kollegen als eine Kollegin dabei.“ Gemischte Teams seien aber auch aus medizinischen Gründen sinnvoll, beispielsweise, wenn ein gynäkologischer Notfall vorliege. „In diesem Fall ist es einer Frau wahrscheinlich unangenehm, wenn ein Mann sie versorgt. Umgekehrt kommt es gelegentlich vor, dass Männer lieber von Männern versorgt werden. Gemischte Teams erlauben uns, individuell zu agieren.“ 

Und was können weibliche Rettungskräfte besonders gut? „Wir können uns in die Situation von Patienten hineinfühlen“, sagt Giulia Varisco spontan. „Ich erkläre ganz genau Schritt für Schritt, was ich mache“, sagt Celina Krick. Giulia Varisco nickt. So wisse er oder sie, was passiert und sei beruhigt, sind sie sich einig.

Die beiden Frauen arbeiten gern beim Roten Kreuz. „Wir sind ein sehr junges Team. Das ist toll“, sagt Giulia Varisco. „Wir verbringen so viel Zeit miteinander, weil wir 12-Stunden-Schichten haben. Zwischen den Einsätzen unterhalten wir uns natürlich auch über Privates. Wir erleben die Kolleginnen und Kollegen hautnah, wenn sie gut gelaunt, schlecht gelaunt, wütend, frustriert, glücklich oder traurig sind –wie in einer Familie“, sagt Celina Krick und: „Im Rettungsdienstalltag werden wir mit Leid und Krankheit konfrontiert, mit dem Leben in allen Facetten.“ Der Rettungsdienst ist für die beiden wie ein zweites Zuhause. Und das wollen Celina Krick und Giulia Varisco nicht mehr missen.