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Foto: pixabay.com

Neuer Mann an der Spitze der Breitenausbildung

Manuel Specht will seinen Beitrag leisten, damit Ersthelfende bei Notfällen das Richtige tun. (Foto: Elke Kaltenschnee)

Vor einigen Jahren kam Manuel Specht als Quereinsteiger zum Roten Kreuz. Und das kam so: Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann und einem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete Manuel Specht lange im Personalwesen, war für die Mitarbeiterbetreuung, Einstellungen und vieles mehr zuständig. „Das ist ein weites, interessantes Feld“, sagt er im Rückblick. Doch er fragte sich, was er tun würde, wenn ihm die Chance eröffnet würde, neu anzufangen, etwas ganz Anderes zu machen. In genau diese Zeit fällt der Beginn seines ehrenamtlichen Engagements in der DRK Ortsvereinigung Büdingen und seine Ausbildung zum Sanitätsdiensthelfer. Durch Zufall erfuhr er, dass im Kreisverband des Büdinger Roten Kreuzes ein Quereinstieg als Rettungssanitäter möglich sei. Manuel Specht entschloss sich, diesen Schritt zu gehen. „Meine Motivation ist, Menschen in Notsituationen zu helfen“, sagt er. Vier Jahre lang war er als Rettungssanitäter tätig – mit Schichtdienst und allem, was dazu gehört. „Das hätte ich noch lange machen können, wäre Uli Schäfer nicht in den Ruhestand getreten und hätte der DRK Kreisverband daraufhin nicht diese Stelle ausgeschrieben“, berichtet er. Monatelang überlegte Manuel Specht, ob er sich bewerben solle, sprach mit Familie, Kolleginnen und Kollegen. Die Resonanz war durchweg positiv. Also warf er seinen Hut in den Ring, wie er es ausdrückt. Fabian Thoma, Geschäftsführer des Kreisverbandes, freute sich über seine Bewerbung und Manuel Specht bekam die Stelle.

Etwa 250 Erste-Hilfe-Kurse bietet der DRK Kreisverband Büdingen jährlich an, an denen insgesamt etwa 3000 Personen teilnehmen. Als Leiter der Breitenausbildung begreift sich Manuel Specht deshalb auch als ein Aushängeschild des Roten Kreuzes: „Wenn wir tausend Führerschein-Neulinge in Erster Hilfe schulen und machen das gut, dann tragen sie dieses gute Erlebnis weiter.“ 

Manuel Specht will Schwerpunkte setzen und seinen Beitrag leisten, damit Menschen als Ersthelferinnen und Ersthelfer in Notsituationen das Richtige tun. Das Rüstzeug dafür vermitteln er und die anderen Lehrkräfte in den Kursen. Nicht nur Führerschein-Neulinge müssen verpflichtend einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren, erklärt er nun. Ersthelfer in Betrieben müssen alle zwei Jahre ihr Wissen in einem Erste-Hilfe-Kurs auffrischen. „Das ist sehr sinnvoll“, befindet der neue Leiter der Breitenausbildung. Die Lehrinhalte blieben schließlich nicht über Jahre und Jahrzehnte unverändert. So seien beispielsweise die Erste-Hilfe-Leitlinien bei der Reanimation in den zurückliegenden Jahren bereits mehrfach geändert worden. Auch bei der Frage, ob einem bewusstlosen Motorradfahrer der Helm abgenommen werden solle oder nicht, habe es Änderungen gegeben. „Die Basics der Schulungen bleiben, aber es gibt immer wieder neue medizinische Erkenntnisse, die zu Änderungen führen.“ Deshalb rät Manuel Specht jeder und jedem, etwa alle zwei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren. Damit bleibe man immer auf der Höhe der Zeit und trainiere zudem die Handgriffe, die für die Erstversorgung eines Menschen in einer Notsituation notwendig seien, befindet er und warnt: „Erlerntes, das man nicht anwendet, gerät in Vergessenheit. Das kann in einer Notsituation fatal sein.“

Nicht erst in seiner neuen Funktion engagiert sich Manuel Specht als Wissensvermittler. Das tat er bereits als Rettungssanitäter: „Ich habe unseren Praktikantinnen und Praktikanten die Ausstattung der Rettungswagen erklärt oder bin mit ihnen ins Lager gegangen, um Materialkunde mit ihnen zu machen.“ Die Kolleginnen und Kollegen hätten ihn deshalb scherzhaft „Lehr-Rettungssani“ genannt. Das sei zwar als Neckerei gemeint, habe ihn aber in seinem Tun nur bestätigt. 

Von den vielfältigen Erfahrungen, die er als Rettungssanitäter gemacht hat, lässt er die die Teilnehmenden der Erste-Hilfe-Kurse profitieren. Habe ein Mensch einen Herzinfarkt, würde er oder sie das nicht unbedingt benennen können, schildert er: „Dieser Mensch sagt vielleicht  stattdessen: ‚Ich habe Brustschmerzen‘, ‚Es fühlt sich an, als würde jemand auf meiner Brust stehen‘ oder ‚Das ist, als sei ein Gürtel fest um meine Brust gelegt.‘“ Manuel Specht weiß, wie ein Mensch aussieht, der Atemnot und Angst um sein Leben hat, hat erlebt, wie es ist, wenn Schaulustige einen Rettungseinsatz behindern. Dadurch wird sein Unterricht lebensnah und lebendig. Das gefällt den Kursteilnehmenden. Um die wichtige Verbindung in die Praxis nicht zu verlieren, plant Manuel Specht auch zukünftig, einzelne Dienste im Rettungsdienst zu fahren.

Doch zu seinen Aufgaben zählt nicht allein die Kursleitung, sondern zählen viele Arbeiten im Hintergrund. Er packt Lehrgangs-Kisten und transportiert sie an Ort und Stelle, wenn zum Beispiel ein Kursleiter aus Sichenhausen die Freiwillige Feuerwehr Breungeshain in Erster Hilfe schulen will. Er vereinbart die Termine für betriebliche Erste-Hilfe-Lehrgänge und leitet sie –entweder vor Ort oder in den Räumen des Roten Kreuzes in der Büdinger Vogelsbergstraße. „Wir führen zudem Notfalltrainings in Pflegeeinrichtungen und Zahnarztpraxen durch. Sie dauern etwa drei bis vier Stunden und sind auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.“ Kürzlich hat ihn eine Anfrage von einem Waldkindergarten erreicht: „Ich habe dann ein Programm zusammengestellt, das berücksichtigt, welche Verletzungen sich Kinder beim Aufenthalt im Freien und Spielen in Wald und Wiese zuziehen können.“ 

Ganz gleich, ob Erste-Hilfe-Kurs für Führerscheinneulinge, betriebliche Ersthelfer, Vereine oder andere Einrichtungen, Manuel Specht behält den Wissensstand der Teilnehmenden im Blick: „Ich stelle zu Beginn Fragen und bitte die Teilnehmenden, selbst Fragen zu stellen, aus eigener Erfahrung zu berichten oder eigene Themen einzubringen.“ Ihm ist es wichtig, interaktiv zu agieren und keine Frontalveranstaltung anzubieten. „Ich stelle mich auf die Teilnehmenden ein. Manchmal sind alle neu und es müssen vor allem Basics vermittelt werden. Oder es ist eine gemischte Gruppe und einige der Teilnehmenden sind zum wiederholten Mal dabei. Dann versuche ich, das Wissen der alten Hasen zu vertiefen und zu erweitern.“

In den kommenden Monaten will sich Manuel Specht erst einmal einen Überblick verschaffen und die Strukturen kennenlernen. „Erst dann“, so sagt er, „werde ich entscheiden, wo ich eigene Akzente setze.“