Notfallsanitäter-Azubis beim Praxistag (Foto: Bernd Jürgen Frech)
Im Hessischen Rettungsdienstgesetz ist festgeschrieben, dass Hilfe innerhalb von zehn Minuten vor Ort sein muss. Das ist die sogenannte Hilfsfrist. Der Wetteraukreis als Träger des Rettungsdienstes trägt die Verantwortung dafür, dass diese Frist eingehalten wird. Er beauftragt die Hilfsorganisationen in der Region, Menschen in lebensbedrohlichen Notfällen zu versorgen. „Der Wetteraukreis erteilt dem DRK Kreisverband Büdingen quasi den Auftrag, die fünf DRK Rettungswachen in Büdingen, Nidda, Ortenberg, Kefenrod und Gedern mit Rettungsmitteln zu vorgegebenen Uhrzeiten mit Personal und Material so auszustatten, dass innerhalb von zehn Minuten ein Mensch in Not erreicht und rettungsdienstliche Hilfe geleistet werden“, erläutert Jens Grusdt, Rettungsdienstleiter des DRK Kreisverbandes Büdingen.
Um das optimal zu gewährleisten, gibt es den Bereichsplan des Wetteraukreises. In den vergangenen Wochen wurden die Vorgaben des Plans überarbeitet und Einsatzstatistiken ausgewertet. Im kommenden Jahr wird der Plan fortgeschrieben, mit mehr Fahrzeugen und Personal. Derzeit ist er im Kreisausschuss zur Abstimmung. Der Bereichsplan ist ein viele hundert Seiten starkes Zahlenwerk mit Auswertungen und Statistik. Darin wird alles rund um die Rettungsdiensteinsätze im ganzen Wetteraukreis dargestellt. So wird ermittelt, wie viele Rettungskräfte und Rettungswagen zu welchen Tageszeiten gebraucht werden. Grundlage sind die Einsätze, die tatsächlich stattgefunden haben. Im gesamten Wetteraukreis waren das etwa 12.000 Einsätze im ersten Quartal 2023, bezogen auf die Wachen des DRK Büdingen in diesem Zeitraum etwa 2500 Einsätze.
In den vergangenen fünf Jahren hat es im Rettungsdienst einige Herausforderungen gegeben, die sich auch auf die Rahmenbedingungen ausgewirkt haben. Die größte war ohne jeden Zweifel die Corona-Pandemie. Im Rettungsdienst hat sie zu Mehreinsätzen, längeren Anfahrtszeiten zu Kliniken und damit verbunden eben auch zu längeren Einsatzzeiten geführt. „Wir können diese Mehrarbeit genau in den Monatsstatistiken nachvollziehen“, bekräftigt Jens Grusdt. Aber es gibt weitere Veränderungen. Ein neuer Tarifvertrag ermöglicht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ihre Wochenarbeitszeit zu reduzieren – und dies zu attraktiven Bedingungen.
„Zudem wird ab dem 1. Januar 2024 einer unserer Notfallkrankentransportwagen in längeren Schichten eingesetzt. Diese und andere Anpassungen im Bereichsplan und der neue Tarifvertrag führen bei uns zu steigendem Personalbedarf, dem akuter Fachkräftemangel gegenübersteht. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, eine Ausbildungsoffensive zu fahren und Menschen zu zeigen, dass der Rettungsdienst viel zu bieten hat“, so Jens Grusdt. Bereits in diesem Jahr bietet das Rote Kreuz in Büdingen mehr Notfallsanitäter-Ausbildungsplätze an als in den zurückliegenden Jahren. „Wir sind sehr froh, dass wir nun noch mehr jungen Leuten Gelegenheit geben können, in den Rettungsdienst einzusteigen. Wer Lust auf ein junges und motiviertes Team hat, ein modernes und attraktives Umfeld, einen unbefristeten Arbeitsvertrag, eine abwechslungsreiche Tätigkeit, die nicht nur spannend, sondern auch sehr sinnvoll ist, der oder die ist bei uns richtig“, resümiert der Rettungsdienstleiter.
Hintergrund
Rettungssanitäter, Freiwilliges Jahr oder Notfallsanitäter: Wege in den Rettungsdienst
Beim Roten Kreuz in Büdingen können Interessierte ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, als Quereinsteiger eine Qualifizierung zum Rettungssanitäter machen oder eine dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter erhalten. Die Rettungssanitäterausbildung öffnet Menschen, die im medizinischen oder notfallmedizinischen Bereich arbeiten wollen, viele Türen. Erfolgreiche Absolventen können ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst machen und auf diese Weise praktische Erfahrung im medizinischen Bereich sammeln. Das ist für ein späteres Medizinstudium von Vorteil. Zudem wird der Freiwilligendienst auf die Wartezeit für das Studium angerechnet. Ausgebildeten Rettungssanitäter seht sowohl eine haupt- oder nebenberufliche Tätigkeit im Rettungsdienst offen. Der erfolgreiche Abschluss dieser drei Monate dauernden Ausbildung ist die Mindestqualifikation für eine Tätigkeit im Rettungsdienst.
Auf einen sechswöchigen Theorieblock in der Rettungsdienstschule des Roten Kreuzes in Mainz folgen zwei Wochen Praktikum in einem Krankenhaus sowie vier Wochen Praktikum auf einer Rettungswache. Die Abschlussprüfung inklusive Prüfungsvorbereitung dauert eine Woche. Müssen angehende Rettungssanitäter auch den C1-Führerschein machen, der sie berechtigt, einen Rettungswagen zu lenken, sollten Interessierte etwa vier bis fünf Monate einplanen. Die nächstmögliche Ausbildung zum Rettungssanitäter startet am 1. Oktober. Das Rote Kreuz übernimmt die Kosten für die Verpflegung und die Unterkunft in der Mainzer Schule. Auch die Kosten für den C1-Führerschein trägt der Verband. Die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter beginnt jeweils am 1. Oktober beziehungsweise am 1. April eines jeden Jahres und findet in Kooperation mit der DRK Rettungsdienstschule in Gelnhausen statt.