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Im Porträt: Fabian Thoma

Seit April 2020 führt Fabian Thoma die Geschäfte des DRK Kreisverbandes. (Foto: Kaltenschnee)

Fabian Thoma musste nicht überlegen, bevor er zusagte. Bereits vor etwas über einem Jahr übernahm er die Geschäftsführung in Vertretung der erkrankten Marion Grauel übernommen. Zuvor war er mehr als zwei Jahre bei dem Verband der freien Wohlfahrtspflege tätig. Als Assistent der Geschäftsführung und - seit Frühjahr 2019 - als stellvertretender Kreisgeschäftsführer. Von Beginn an wurde er in alle Geschäftsbereiche eingebunden, gewann mehr und mehr Zuständigkeiten und Verantwortung hinzu.

Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte der gebürtige Aschaffenburger ein betriebswirtschaftliches Studium und arbeitete anschließend in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei in Frankfurt. In der dortigen forensischen Abteilung gehörte es unter anderem zu seinen Aufgaben, Fälle von Insolvenzverschleppung und Bilanzmanipulation zu bearbeiten. „So etwas liest sich gut in Wirtschaftskrimis, aber die Arbeit, die dahintersteckt, ist sehr kleinteilig“, schildert er. Zwar gefiel Fabian Thoma sein Arbeitsplatz in einer altehrwürdigen Villa mit moderner Ausstattung im Frankfurter Westend, aber er konnte sich nicht vorstellen, in über lange Jahre in diesem Beruf tätig zu sein. „Interessant“, nennt er seine damalige Arbeit, „aber für mich zu trocken. Nur Zahlen, Zahlen, Zahlen.“ 

Fabian Thoma wünschte sich ein Tätigkeitsfeld, in dem er Verantwortung tragen konnte und das zugleich Kontakt zu Mitarbeitern ermöglichen würde. Also kündigte er und wechselte vorübergehend in den Vertrieb. Als der DRK-Kreisverband Büdingen die Stelle eines Assistenten der Geschäftsführung ausgeschrieben hatte, bewarb er sich und wurde genommen. Büdingen kannte der Aschaffenburger bis zu diesem Zeitpunkt kaum. Er habe sich erst einmal auf einer Karte anschauen müssen, wo es liegt, erinnert er sich und: „Zum Roten Kreuz hatte ich bis dahin wenig Bezug. Es gibt hier im Verband Mitarbeiter, die sich von klein auf im DRK ehrenamtlich engagieren. So war das bei mir nicht.“ 

Bei seiner Einstellung kam ihm zugute, dass er eben nicht in den Verbandsstrukturen verhaftet war, sondern von außen kam, Erfahrung aus der freien Wirtschaft mitbrachte. Mit dem Leitbild und den Grundsätzen des Roten Kreuzes identifiziert sich Fabian Thoma. Mit dem Grundsatz der Menschlichkeit vorneweg. „Wir sind auf der einen Seite maximal sozial eingestellt, und auf der anderen Seite gilt es, kostendeckend zu wirtschaften. Der Fokus auf das Soziale betrifft sowohl unsere Mitarbeiter als auch die Menschen, um die wir uns in der Pflege, der Notfallversorgung, in den Bereichen ‚Hausnotruf‘ oder ‚Essen auf Rädern‘ kümmern“, sagt er bestimmt. Kosten und Kostenoptimierung im Sachbereich verliert er gleichwohl nicht aus den Augen. „Ich war schon immer ein Zahlenmensch“, befindet er. Das konnte er von Beginn seiner Tätigkeit an unter Beweis stellen, war er doch von Seiten des DRK mit der Umsetzung des Neubaus der Senioren- und Pflegeeinrichtung in der Henry-Dunant-Straße betraut.

Während seines Studiums arbeitete er bei einem großen Autozulieferer als Werkstudent, in einer Insolvenzkanzlei und in der Gastronomie, Und doch sagt der 30-Jährige: Eine gesunde Balance aus Arbeit und Ausgleich in Form von Freizeit ist wichtig, um dauerhaft leistungsfähig zu sein, ohne dass die Gesundheit auf der Strecke bleibt. Damit spricht er einen Wandel in der Gesellschaft an, der vor allem junge Menschen erfasst. Bei vielen steht nicht mehr die Arbeit an erster Stelle, wenn es um ein erfülltes Leben geht. Sie sind an flexiblen Arbeitszeitmodellen interessiert, die es ermöglichen, Beruf, Familie und Freizeit miteinander in Einklang zu bringen. Der neue Kreisgeschäftsführer dazu: „Wir müssen mit der Zeit gehen, flexibler denken.“ Gerade in der Pflege und im Rettungsdienst schlage der Fachkräftemangel durch. „Wenn wir mit flexiblen Arbeitszeitmodellen einen potentiellen Mitarbeiter von uns überzeugen können, dann versuchen wir, gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen zufrieden sind.“ Fabian Thoma hält nichts von starrem, hierarchischem Denken. Hierarchie sei in gewissem Maße notwendig, sagt er: „Aber es geht nicht darum, etwas von oben nach unten zu entscheiden, sondern durch Austausch das Bestmögliche zu erreichen.“

Auf die abschließende Frage, was ihm am Roten Kreuz besser gefällt, als an seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Frankfurter Wirtschaftsprüfungskanzlei, antwortet Fabian Thoma ohne zu zögern: „Hier ist es nicht spießig.“ Von seinen Mitarbeitern spricht er denn auch sehr positiv: „Hier arbeiten Menschen, die schon sehr lange im Verband sind und über große Erfahrung verfügen. Sie haben den Kreisverband mit neuen Tätigkeitsfeldern, wie beispielsweise die Erste-Hilfe-Kurse oder den Hausnotruf, mit aufgebaut. Man kann sich auf sie verlassen und sie sind immer offen für Neues.“ Mit ihnen gemeinsam will Fabian Thoma dafür Sorge tragen, dass das Rote Kreuz als attraktiver Arbeitgeber positiv in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird: „Ziel ist es, an den Grundsätzen des Roten Kreuzes festzuhalten und dabei zugleich mit der Zeit zu gehen.“