Jubiläumstorte (Foto: Jenny Jüngling)
Unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ feiert die DRK Tagespflege am 1. Juli zehnjähriges Bestehen. Es war der Vorstand des DRK Kreisverbandes, der im Jahr 2013 die Idee entwickelte, eine Tagespflegeeinrichtung zu schaffen. Das Grundstück im Bachmichel in Büdingen war da und ein Neubau würde es ermöglichen, die Bedürfnisse der Gäste von Vornherein in allen Belangen zu berücksichtigen, lautete die Überlegung. Katja Weinel, die die Einrichtung seit sieben Jahren mit Herzblut und Geschick führt, bekräftigt: „Das Haus ist gut gebaut. Es bietet viel Platz. Es gibt Räume, um sich zurückzuziehen, einen großen Garten – und die ausgezeichnete Lage.“
Das Gebäude der Tagespflege des Roten Kreuzes liegt ein wenig abseits. Für die Gäste der Betreuungseinrichtung ist diese kleine Abgeschiedenheit ein großer Vorteil. In Haus und Garten stört kein Autolärm, keine Hektik die Idylle, es sei denn es sorgen alle gemeinsam für Trubel. Von der Seitenstraße aus sind Team und Gäste schnell auf ein Eis in der belebten Bahnhofstraße und noch schneller im Feld, um spazieren zu gehen und Schäfchen zu streicheln. „Die Lage ist für uns perfekt“, sagt Einrichtungsleiterin Katja Weinel.
Zunächst war geplant, die Tagespflege auf das Erdgeschoss zu beschränken und den ersten Stock zu vermieten oder ein Begegnungszentrum zu schaffen. Bereits nach sechs Monaten zeigte sich, dass der Bedarf groß war und der 2. Stock gebraucht wurde. „Die Tagespflege wurde sehr gut angenommen, es gab eine Warteliste. Dann kam die Corona-Pandemie. Die hat uns aus der Bahn geworfen. Die Nachwehen spüren wir noch heute. Es war schwer, auf das Niveau vor der Pandemie zu kommen“, berichtet Katja Weinel. 2020 wurde das Haus wegen Corona für dreieinhalb Monate geschlossen: für Gäste und Betreuungsteam ein schwerer Schlag. „Wir, aber auch die Angehörigen, haben erkannt, wie wichtig es ist, dass wir den Alltag der Gäste strukturieren, wie wichtig Fördern und Fordern sind.“ Einige Gäste seien mit Pflegegrad 2 gegangen und nach der Öffnung mit Pflegegrad 4 zurückgekehrt. „Die Verluste an körperlicher und geistiger Fitness wieder aufzuholen war schwer.“
363 Gäste hatte die Tagespflege seit der Eröffnung insgesamt. Derzeit ist die jüngste der Gäste 60 Jahre alt, die älteste 98. Der Gast, der schon am längsten in die Tagespflege kommt, heißt Hans-Jürgen Schmidt und nimmt bereits seit Oktober 2014 regelmäßig an den Aktivitäten teil. Die reichen von Ausflügen über Basteln, Gymnastik und Musizieren bis hin zu Lama-, Pony-, Gänse- und Hundebesuch. Büdingens Bürgermeister Benjamin Harris hat sogar ein Praktikum in der DRK Tagespflege absolviert und kräftig mitgeholfen.
Die meisten der Jüngeren sind körperlich fitter als die Älteren und unterstützten diese. „Das harmoniert gut, nur der Musikgeschmack variiert“, berichtet Katja Weinel. Während die Älteren es toll finden, dass HR4 im Radio läuft, hat sich eine Frau vor kurzem gewünscht, dass auch mal Musik von Tina Turner gespielt wird. Dem Wunsch kam das Team nach, auch wenn ein paar Ältere wenig begeistert waren. Doch Gerechtigkeit muss sein.
Während in der Anfangszeit mit den Gästen noch viel gesungen wurde, nimmt die Lust aufs Singen ab: „Die 60plus Gäste haben es nicht so damit. Dafür ist es ihnen wichtig, dass im Haus 5G zur Verfügung steht. Das sichert die Smartphone-Nutzung und ist ein Alleinstellungsmerkmal der DRK Tagespflege“, sagt Katja Weinel vergnügt. Heute seien im Übrigen auch die meisten älteren Menschen in der Lage, digitale Tools zu nutzen. Für die jüngeren Gäste sei ein Tablet angeschafft worden, auf dem Gedächtnistraining oder Quizspiele möglich sind. „Wir wollen uns den Bedürfnissen unserer Gäste anpassen.“
Elf Mitarbeitende hat die Tagespflege derzeit, es sind engagierte Frauen, die gemeinsam die entspannte Atmosphäre schaffen, die alle so schätzen. Es ist ein harmonisches Team. Anke Gottwals, Mitarbeiterin der ersten Stunde, feiert im Juli ihr Zehnjähriges in der DRK Tagespflege, ein doppeltes Jubiläum also. Ihre Spezialgebiete sind Bewegung und Musik. „Anke spielt Gitarre und bringt den Gästen damit viel Freude. Meine Stellvertreterin Viola Ganz-Ehrlich kann alles. Magda Wolaziewicz ist fürs Backen und Kochen zuständig. Jede einzelne der elf Frauen bringt ihr Spezialgebiet und Leidenschaft ein.“ Einen Wunsch für das Team äußert Katja Weinel am Ende noch: „Es wäre toll, einen Mann im Team zu haben. Das wäre für die Männer gut, die wir betreuen. Von einem Geschlechtsgenossen lassen sie sich gut motivieren, gemeinsam die Gartenmöbel zu streichen oder andere Männersachen zu machen.
Katja Weinel hat übrigens seit ein paar Tagen eine neue Idee. Kürzlich hat sie einen Artikel über eine Kellerbar gelesen. "Sowas ruft bei den Älteren positive Erinnerungen wach", ist sie sicher. Deshalb möchte sie oben im 1. Stock eine Theke einrichten, mit ein paar Barhockern in gediegener Atmosphäre. "Dort können die Gäste ein Bierchen trinken. Am liebsten alkoholfrei, wegen der Medikamente, die einige der Gäste nehmen müssen", ergänzt sie. Für die Männer plant sie einen Männertag, bei dem Ausflüge in den Baumarkt oder zur Büdinger Schreinerei Leitner unterommen werden. Möglich macht Letztgenanntes Rita Leitner, deren Mann den Betrieb mit dem Namen "Schreino" führt. Auch sie ist Betreuungskraft in der Tagespflege tätig.