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Foto: pixabay.com

Pflege gibt Sinn

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Kibrti Yohannes, hier in Dienstkleidung, macht ihre Arbeit viel Spaß. (Foto: Elke Kaltenschnee)

Kibrti Yohannes macht derzeit im Ambulanten Pflegedienst des DRK Kreisverbandes Büdingen eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Wenn alles klappt wie geplant, ist sie im September fertig. Das Rote Kreuz hat längst zugesagt, sie zu übernehmen. 

Auch wenn die Arbeit fordernd sein kann, sagt Kibrti Yohannes: „Ich bin seit fünf Jahren in der Pflege und es gefällt mir. Ich will gerne beim Roten Kreuz in Büdingen in der Ambulanten Pflege bleiben.“ In ihrer Heimat helfe man sich gegenseitig. Das habe sie geprägt. „Es macht mir Freude und es macht mich glücklich, mich um Menschen zu kümmern, die Unterstützung brauchen. Die Dankbarkeit, die sie mir zeigen, macht mich froh.“

Ihr Werdegang war so nicht vorauszusehen, als die junge Eritreerin im Alter von 16 Jahren aus ihrem Heimatland flüchtete und vor sieben Jahren allein nach Deutschland kam. Die mittlerweile 25-Jährige war zunächst in einer Unterkunft für Geflüchtete untergebracht. Ohne ihre Familie fühlte sie sich einsam und unglücklich in der Fremde. Das änderte sich erst, als sie die damalige Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde in Düdelsheim kennenlernte. Christa Schubert-Jung und ihre Familie nahmen sich der jungen Frau aus Eritrea an und tun das noch heute. 

War Kibrti Yohannes in der Anfangszeit in Deutschland noch sehr zurückhaltend und schüchtern – ganz so, wie es in ihrem Kulturkreis für eine Frau üblich ist –, hat sie Selbstbewusstsein gewonnen und findet nach und nach ihren Platz. Trotz ihrer Zurückhaltung wollte sie schon von Anfang an arbeiten. „Ich bin jung, ich kann das“, lautet ihre Einstellung. 

Nachdem Kibrti Yohannes Deutsch gelernt und in den Pflegeberuf hineingeschnuppert hatte, entschied sie sich 2019 zu einer Ausbildung in diesem Bereich. Nur war die ohne Hauptschulabschluss nicht möglich und den wiederum besaß die junge Geflüchtete nicht. Wie gut, dass das Aus- und Fortbildungsinstitut für Altenpflege in Rodenbach im Main-Kinzig-Kreis für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund einen ganz besonderen Bildungsgang anbietet. Innerhalb von zwei Jahren ermöglicht der die Ausbildung zur Altenpflegehelferin und den Hauptschulabschluss an der Eugen-Kaiser-Schule in Hanau. Diesen integrierten Bildungsgang wollte Kibrti Yohannes machen und absolvierte ihn erfolgreich. Christa Schubert-Jung fuhr die junge Frau in dieser Zeit zu deren Ausbildungsstätte, einer Senioreneinrichtung in Selters, oft zur Altenpflegeschule nach Rodenbach oder zur Berufsschule nach Hanau. Der Grund: Kibrti Yohannnes hatte keinen Führerschein, war auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. „Für alles, was Christa und ihr Mann Volker für mich getan haben, bin ich sehr dankbar“, sagt die angehende Pflegefachfrau denn auch. Unterstützung und Hilfe habe sie nicht nur von der Pfarrerin erfahren, sondern auch von anderen: „Ich bin auch sehr dankbar. dass es Menschen gibt wie Monika Sinner, Robert Preusser mit seiner Familie, Inge Mörschel und Sybille Kern.“

Nach Ende der Pflegehelferinnenausbildung war Kibrti Yohannes das Erlernte freilich nicht genug. Sie wollte mehr Fachwissen erwerben, weiter lernen und so startete sie die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau. Weil ihr die Schule in Rodenbach so gut gefällt, absolviert sie den schulischen Teil wieder dort – und kann nun auch mit ihrem eigenen Auto hinfahren. In ihrer Ausbildungsstätte, dem Ambulanten Pflegedienst des Roten Kreuzes in Büdingen, habe sie sich gleich wohlgefühlt, berichtet sie und: „Es sind alle so nett, sie helfen mir, wenn ich Hilfe brauche“ – allen voran Pflegedienstleiterin Monika Savioli und Jana Dissieux, ihre Praxisanleiterin. 

Neben ihrer schulischen und betrieblichen Ausbildung arbeitet die junge Frau im Nebenjob nach wie vor im Seniorenwohnheim in Selters. „Ich will unabhängig sein und meinen Lebensunterhalt selbst verdienen, ohne Hilfe vom Staat“, sagt sie.