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Foto: pixabay.com

Neues aus der DRK Senioreneinrichtung: Strickclub, Kinonachmittag und Männerrunde

Gute Laune beim Ausflug in die Alte Fasanerie in Hanau-Steinheim (Foto: DRK Senioreneinrichtung) 

Er geht arbeiten, sie kümmert sich um die Kinder. Sie macht den Haushalt, er repariert, was kaputt geht. Klischees? Vielleicht. Aber Nicole Weinel, die als Betreuungskraft in der Senioreneinrichtung des Roten Kreuzes in Büdingen arbeitet, sagt: „Bei uns wollen die meisten Männer nicht an unseren Gruppenaktivitäten teilnehmen. Sie sind eher daran interessiert, etwas mit den Händen zu machen.“ Also wurde in diesem Jahr die Männerrunde eingerichtet, damit die Senioren kleine handwerkliche Tätigkeiten verrichten können. Thomas Stark, ehemaliger Steinmetz und Kollege von Nicole Weinel, fährt schon mal mit der Männerrunde in den Baumarkt, um Material zu kaufen. „Wir haben im Sommer die Latten der Sitzbänke im Garten gemeinsam lasiert. Einer der Senioren hat trotz seiner Parkinson-Erkrankung mitgestrichen – und sich dabei sichtlich wohl gefühlt“, freut sich Nicole Weinel. 

Außer der ehemaligen Raumausstatterin und Thomas Stark umfasst das Team der Betreuungskräfte der DRK Pflege- und Senioreneinrichtung am Seemenbach sechs weitere Mitarbeiterinnen. „Wir kümmern uns um das geistige, psychische und körperliche Wohl der Menschen, die hier wohnen“, erklärt Ergotherapeutin Julia Herrmann: „Es ist wichtig, dass an Demenz Erkrankte Gemeinschaft, Zusammensein und Zuwendung erleben.“ Das gelingt dem Team, zu dem auch Astrid Kuhn, Dilara Agdas, Maria Maile, Renate Hammersfahr, Evelin Hester und Bettina Kreuzer-George gehören. Sie motivieren die Bewohnerinnen und Bewohner meist mit Erfolg, an den Gruppenaktivitäten teilzunehmen. Die sind vielfältig und kurzweilig, reichen von Spielenachmittagen, Gymnastik und Gedächtnistraining über Bingo bis hin zu Rikscha-Fahrten und gemeinsamen Spaziergängen. Es gibt neben der Männerrunde auch den Singclub und den Strickclub. Es gibt Kinonachmittage und Klarvierkonzerte. Dienstags ist der Eismann da, mittwochs der mobile Einkaufsladen. Renate Hammersfahr, Julia Herrmann und Astrid Kuhn organisieren Ausflüge: in die Fasanerie in Hanau-Steinheim zum Beispiel, nach Bad Salzhausen oder in den Vogelpark in Schotten. Beim Erdbeerfest und beim Hessenfest wurde im Frühjahr und Sommer bereits zusammen gefeiert; weitere Feste sind in Planung.

„Wir achten darauf, jede und jeden im übertragenen Sinn: dort abzuholen, wo sie oder er ist. Braucht jemand Unterstützung bei den Mahlzeiten, sind wir für ihn oder sie da. Alle Angebote, die wir auf die Beine stellen, sind freiwillig, niemand wird zu etwas genötigt“, sagt Julia Herrmann. Eine Bewohnerin aus dem ersten Stock unternehme zum Beispiel sehr gern Spaziergänge, aber nicht in der Gruppe. Also würde eine Betreuungskraft mit ihr allein spazieren gehen. „Außerdem kennen wir die Menschen hier, stellen uns individuell auf sie ein. Wir betreuen zum Beispiel eine Rollstuhlfahrerin, die sich nicht gern bewegt und fast nichts mehr sagt. Doch wenn ich in der Gymnastikstunde Übungen mit ihr gemeinsam ausführe, öffnet sie sich, macht mit, verliert sogar ihre Unruhe für eine Weile. Das ist für uns alle beide ein positives Erlebnis.“ Renate Hammerfahr ergänzt: „Körperkontakt ist für an Demenz erkrankte Menschen sehr wichtig. ‚Drück mich doch mal‘, hat eine Dame erst kürzlich zu mir gesagt. Also habe sie ich sie in den Arm genommen. Wir werden schließlich täglich getestet, sind geimpft, tragen einen Mund-Nasen-Schutz und halten die Hygienevorschriften ein. Da kann ich dem Wunsch nach Nähe schon mal nachkommen.“ Auch weil an anderer Stelle coronabedingt Distanz entstehe: „Für Menschen mit Demenz ist es schwierig, dass wir Atemschutzmasken tragen. Sie sehen nicht, wenn wir lächeln, hören und verstehen uns schlechter.“

So unterschiedlich die Aktivitäten, so unterschiedlich die betreuten Menschen, so verschieden ist übrigens der berufliche Hintergrund der acht engagierten Betreuungskräfte. Neben dem Steinmetz der Raumausstatterin und der Ergotherapeutin, gibt es noch zwei Altenpflegefachkräfte und eine Kellnerin. Alle bringen ihre Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten in die Betreuung ein. „Wir sind ein sehr gutes Team und arbeiten prima zusammen“, sagt Julia Herrmann denn auch und: „Diese Arbeit ist sinnvoll und erfüllend, weil wir täglich sehen, wie gut es den Menschen tut, wenn sie geistig und körperlich angeregt werden.“ 

Hintergrund

Eine Betreuungskraft kümmert sich um pflegebedürftige Menschen, zum Beispiel in stationären Pflegeeinrichtungen. Sie übernimmt keine pflegerischen Tätigkeiten, sondern ist für das psychische Wohlergehen der Bewohner zuständig. Die Aufgaben umfassen vor allem Unterstützung im Alltag, Beschäftigungsangebote und Freizeitaktivitäten. Bevor eine Tätigkeit als Betreuungskraft aufgenommen werden kann, ist eine dreimonatige Fortbildung erforderlich, die mit einer praktischen und einer theoretischen Prüfung abgeschlossen wird. Es werden folgende Inhalte vermittelt: Arbeiten mit der Biographie eines Menschen, Kommunikation, Beschäftigungen planen und durchführen, Stress- und Konfliktbewältigung, Demenzielle Erkrankungen, Rechtliche Grundlagen, Ernährung und Hygiene, Lehre über Krankheitsbilder im Alter, Wohnen und Wohnformen.